10 Personen fanden diese Bewertung hilfreich

Alexander Uflacker,
12.06.2020 (HAM-3638)
Warum habe ich mich für das Gerät entschieden?
Aufgrund meiner Platzverhältnisse habe ich eine möglichst kompakte Kraftstation gesucht, die möglichst viele Muskelgruppen abbilden kann. Besonders auch die Beine, da ich wegen einer Verletzung verstärkt meinen Beinbizeps trainieren muss. Wie sich schnell herausstellen sollte, kam nur die FT2 in Frage, da dort ebenfalls die Beine vernünftig trainiert werden können.
Gründe für dieses Review
Das Marketingmaterial sieht klasse aus. Verkaufsprofis zeigen dem geneigten Interessenten, wie man innerhalb von 10 Minuten 20 verschiedene Übungen einstellen kann. Man ist beeindruckt und kann sein Glück kaum fassen, dass es so ein tolles Gerät tatsächlich gibt. Auch die privaten Reviews auf Youtube sind recht positiv. Möchte man Übungen allerdings so ausführen, wie man sie z.B. aus dem Fitnessstudio kennt, muss man einiges beachten. Deshalb hier mein etwas umfangreicheres Review, welches als Entscheidungshilfe dienen soll.
Aufbau
Der Aufbau ist recht komplex und langwierig. Deshalb habe ich mir diese Kraftstation aufbauen lassen. Ich empfehle jedem eine gute und professionelle Unterlage in Form von festen Gummimatten oder Platten.
Ursprünglich hatte ich es so geplant, dass die Station in einer Ecke steht – die Rückseite parallel zur Wand. Der Einsatzradius, wie bei Sport Tiedje angegeben sollte dabei beachtet werden. Steht der untere Rahmen, sollte man sich dennoch vor dem weiteren Aufbau ansehen, wie man die Station stellen möchte. Hatte man noch nie solch eine Kraftstation, sondern war bisher nur im Studio, muss man etwas in die Zukunft denken. Bei einigen Übungen muss man die Kabelzüge auch weiter nach links oder Rechts bewegen. Besonders, wenn man zu zweit gleichzeitig trainieren möchte. Auch muss beachtet werden, dass die Bank recht lang und ausladend ist. Besonders während einer Umpositionierung der Bank benötigt man Platz, selbst wenn die Kraftstation recht kompakt ist. Der freundliche Sport-Tiedje Mitarbeiter hat mich darauf hingewiesen und wir haben die Station leicht diagonal gestellt, was eine gute Entscheidung für meine räumlichen Platzverhältnisse gewesen ist.
Leider hat eine die diagonale Ausrichtung zwei Nachteile. Erstens sind Wandspiegel fast unbrauchbar, da man sich nicht richtig sehen kann und zweitens fehlt es an optischen Bezugspunkten, wie man die Bank positionieren soll oder ob man z.B. beim Bankdrücken gerade liegt. Oft orientiert man sich am Boden- oder Deckenmuster. Deshalb werde ich mir noch Bodenmarkierungen anfertigen. Das hat aber alles nichts mit dem Gerät selbst zu tun, sondern soll nur ein allgemeiner Hinweis sein.
Ich kann einen Gummiboden nur empfehlen. Entweder die offiziellen Bodenschutzmatten oder wirklich einen speziellen Boden zu verlegen. Ich habe mich für 3cm dicke Puzzleteile entschieden.
Verarbeitung/Design
Verarbeitung und Design sind gut. Ein modernes Gerät mit nahezu Studioqualität. Es wackelt soweit nicht, außer man macht schnelle Klimmzüge. Die meisten Teile sind aus massivem Metall gefertigt, wenig ist Plastik. Die Gewichtsblöcke sind mit Stoffflächen verkleidet. Ärgerlich ist, dass einige Stellen nicht durch Gummiflächen geschützt sind. So platzt die rote Farbe der Smithbar doch schon beim Aufbau und Einstellen recht schnell ab. Sehr schade.
Anleitung
Die Aufbauanleitung ist detailliert und verständlich. Ich habe das Gerät zwar nicht selbst aufgebaut, allerdings bleiben wenig Fragen offen. Wenn man ein gewisses technisches Verständnis hat, benötigt man nur sehr viel Zeit und Geduld. Bei einigen Teilen sollte man überlegt arbeiten, da z.B. die Kugellager empfindlich sind.
Netterweise ist ein Trainingshandbuch mit Übungen vorhanden. Diverse Grundübungen werden erklärt. Schaut man sich Gerät und Anleitung genauer an, hätten ruhig ein paar mehr Übungen verzeichnet sein können. Auch hätte die grundsätzliche Handhabung der Station besser erklärt werden können. Es handelt sich um eine Kraftstation, die nicht auf Anhieb komplett selbsterklärend ist. An einigen Stellen muss man die Kniffe kennen und an Anderen vorsichtig sein.
Die offiziellen Youtube Kanäle zeigen recht gut die Möglichkeiten und der ein oder andere Youtuber hat schon recht viele Tipps und Tricks gezeigt, welche wirklich hilfreich waren. Darüber hinaus gibt es noch ein offizielles Fitnessmodel, welches ganze Trainingstage mit der FT2 absolviert. Diese wirken teilweise recht erzwungen. Man kann die gleiche Übung auf viele Arten und Weisen machen, aber man muss auch nicht immer das Rad neu erfinden, wenn dafür die Qualität flöten geht. Übertrieben gesagt muss man sich nicht über Kopf aufhängen, um den Bizeps am Ende mit nur 1/3 Range of Motion zu trainieren.
Es gibt wohl noch eine App, welche ich mir aber zugegebenermaßen noch nicht angesehen habe. Sie sieht recht gut aus, mit Trainingsplänen und Ausführungsvideos, aber ich zahle garantiert nicht mehrere hundert Euro im Jahr für eine Hersteller App, die mir den Umgang mit deren eigenem Gerät erklärt, welches ein paar Tausend Euro gekostet hat.
Gewichte
Die Kraftübertragung ist hauptsächlich mit 1:2 übersetzt. Nach meinen Messungen ist die Kraftverteilung an allen Kabelzügen gleich. Physikalisch bedingt unterscheiden sich die Werte minimal zwischen oberen, mittleren und unteren Kabelzügen. Soweit ich es bisher fühlen konnte, ist die Kraftentfaltung an jedem Kabelzug homogen. Man kennt es aus dem Fitnessstudio, dass manche Kabeltürme mit mehreren Stationen unterschiedlich übersetzt sind. Das ist hier nicht der Fall. Jedoch gibt das Marketingmaterial eine Möglichkeit der „Gewichtsverdopplung“ an. Diese ist nur an der Smith Bar möglich. In Wahrheit ändert sich die Übersetzung auf 1:1, was den Angaben nach dem realen Gewicht der Blöcke entspricht. Verdoppelt wird also nichts.
Angegeben wird jeder Gewichtsblock offiziell mit 68kg. Durch die Übersetzung kommen an den Kabelzügen nur 50% an. Mit einer speziellen Wage habe ich nachgemessen. Die Stufe 0 ohne Gewichtsplatte hat am Kabelzug von unten gezogen ein Gewicht von ca. 2,75kg. Das Maximum ohne das kleine Zusatzgewicht ist Stufe 15 und liegt bei 36,5kg pro Seite. Mit zwei Zusatzgewichten von je 2,25kg (1,125kg an den Kabelügen) können Zwischenschritte hinzugefügt werden.
Nutzt man die Smithbar, kann man das gesamte Gewicht mit der „Gewichtsverdopplung“ freischalten. Jede Platte wiegt ca. 4,5kg. Inklusive Zusatzgewicht macht das insgesamt ein mögliches Gesamtgewicht von 75,25kg pro Seite. Rechnet man alles mit der 9kg schweren Smithbar zusammen, liegt das maximal mögliche Gewicht bei ca. 159,5kg.
Das sollte für den Normalsterblichen ausreichend sein. Alle anderen können noch ein optional erhältliches Update bekommen, um pro Seite je fünf weitere Scheiben hinzuzufügen.
Übungsausführung
Trainiert werden kann an diversen Kabelzügen oder wie mit einer Art Smith Machine. Ich sage extra „mit einer Art“, da es keine vollwertige Smith Machine ist, so wie man sie aus dem Studio kennt. Sämtliche Kabelzüge sind symmetrisch angeordnet. Die wichtigsten Kabelzüge sind vorne links und rechts platziert. Sie sind höhenverstellbar und lassen sich schwenken. Oben eng beieinander angebracht sind zwei bewegliche Kabelzüge. Zwei paar starre Kabelzüge befinden sind im unteren Bereich hinten im Gerät. Zwei in Bodennähe mit geringem Abstand und zwei etwas darüber mit größerem Abstand zueinander.
Enthalten sind folgende Griffe:
- 2x Einzelgriff (0,19kg)
- EZ Stange mit Ösen an den Enden (2,2kg)
- Gerade Stange mit Ösen an den Enden (2,2kg)
- Trizeps Seil (0,8kg)
- „Schläger“ (0,65kg)
- Fußschlaufe
- Band mit Ösen an den Enden (0,4 kg)
Mit den Griffen lassen sich jede Menge Übungsvariationen durchführen. Egal ob feste, bewegliche oder verstellbare Kabelzüge, die Bewegung verläuft stets angenehm gleichmäßig und macht sehr viel Spaß.
Kommen wir nun zum Anteil Smithmachine. Sie ist da, aber wiederum auch nicht. Im Studio kennt man die Smithmachine wie folgt. Man lotet vor Übungsantritt ohne Gewichte die Bewegung aus. Positioniert zwei Notstopper und bringt die Stange auf die obere Trainingsposition. Dann werden links und rechts Gewichtscheiben aufgeladen. Während des Trainings kann man die Stange jederzeit durch eine Drehung auf der gewünschten Position festmachen. Hier unterscheidet sich die Smithmachine der FT2. Ein großer Vorteil ist die Tatsache, dass man die Gewichte vom Block bezieht und keine Scheiben auflegen muss. Es reicht das Umstecken des Stiftes. Negativ fällt auf, dass sich die Smithbar nicht eigenständig feststellen lässt.
Zunächst zum Ablauf. Die Smithmachine arbeitet mit den beiden höhenverstellbaren „Kabelzugwagen“ zusammen, welche ihre eigene Laufschiene haben und mit der Smithbar Laufschiene gekoppelt sind. Man löst die Smithbar aus ihrer oberen Arretierung und legt sie auf die Kabelzugwagen. Jeder Kabelzugwagen ist mit zwei Seilen verbunden, welche zu den Gewichtsblöcken führen. Einer sorgt für Spannung und der Andere ist mit der Stange verbunden. Das spannende Seil, wird nun vom Kabelzugwagen getrennt und auf jeder Seite mit der Smithbar verbunden. Nun hängen die Gewichtsblöcke an der Stange. Die nicht mehr verbundenen Kabelzugwagen dienen nun als Feststellbremse. Möchte man die „Gewichtsverdoppelung“ nutzen, verbindet man zusätzlich die Kabelzüge der Griffe mit der Stange. Als nächstes legt man entweder die Smithbar einfach auf den Wagen ab oder verbindet sie um Stange und Kabelzugwagen gleichzeitig zu bewegen. Rutscht die Stange während der Bewegung aus den Händen, rasten die Kabelzugwagen automatisch ein. Es kann also nichts passieren. Sobald man mit der Smithbar auch die Kabelzugwagen bewegt, hält man nur das Gewicht der Stange Wagen in der Hand, egal wie viel Gewicht man eingestellt hat.
Es gibt zwei Möglichkeiten die Smithmachine zu benutzen.
1. Wagen und Smithbar werden auf der niedrigsten Stufe positioniert, z.B. beim Bankdrücken kurz vor der Brust. Die Smithbar wird dann nur noch ohne direkte Verbindung aufgelegt. Man quetscht sich mit seinem Körper an der Stange vorbei und fängt die Übung an, indem man die Stange hochdrückt. Grundsätzlich fange ich beim Bankdrücken oder bei Squats nur sehr ungerne in der untersten Position an. Dadurch steigt das Verletzungsrisiko. Ist der Satz beendet worden, muss man entweder liegen bleiben oder sich wieder unter der Stange her quetschen. Hier wird schnell klar, wo das Problem liegt, wenn man die Stange selbst nicht arretieren kann.
2. Sinnvoller es die Smithbar mit den Kabelzugwagen auf die richtige Höhe zu bringen. Dann wird das Gewicht eingestellt. Während der ersten Wiederholung wird die Stange am untersten Punkt, z.B. kurz vor der Brust gedreht, um die Wagen festzustellen. Nun ist die Stange frei und kann bis zur letzten Wiederholung frei bewegt werden. Nach der letzten Wiederholung wird die Stange am untersten Punkt erneut gedreht, um in die Wagen einzurasten, welche dann wieder nach oben geführt werden. Das hört sich zunächst einfach an. Trainiert man auf Muskelversagen hin, ist es schwierig umzusetzen. Wenn die Kraft fast nicht mehr vorhanden ist, kann es schon einmal passieren, dass man die richtige Höhe verpasst, auf halber Strecke aus versehen einrastet oder sogar links und rechts auf unterschiedlicher Höhe stoppt.
Ergonomie
Ich selbst bin 1,90m groß. Die meisten Übungen kann ich ohne Probleme absolvieren. Problematisch wird es bei Latzugübungen. Die beigelegten Einzelgriffe haben zwar zwei Öhsen, aber selbst bei der kürzesten Einstellung kann ich meine Arme nicht komplett strecken, wenn ich auf der Bank sitze. Gut, man könnte sich auf den Boden setzen oder knien, aber ideal ist das nicht. Übungen mit der Klimmzugstange (Klimmzüge oder z.B. Beinheben als Bauchübung) können bei meiner Größe nur mit angewinkelten Beinen absolviert werden. Gleiches gilt für die Bank. Bei Push Übungen, z.B. Brustpresse mit Kabelzügen bei aufrechter Lehne funktionieren zwar gut, jedoch kann ich meinen Kopf nicht mehr anlehnen, da die Lehne zu kurz ist. Im Liegen kein Problem, bei sitzender Position schon. Anders sieht es hier wiederum bei Pull Bewegungen aus. Möchte man den Oberkörper bei einer Ruderbewegung fixieren, ist eine kurze Lehne besser, da nichts vor dem Gesicht ist. In diesem Fall ist es Geschmackssache. Meine Freundin ist mit 1,50 – 1,60m recht klein. Problematisch wird es hier bei der Beinstrecker Übung. Hintern und Rücken erreichen nicht die Lehne, was problematisch ist. Es fehlen ca. 10cm. Bauartbedingt, da diese Kraftstation alles kann, wird jede Veränderung natürlich nur mit Abstrichen erreicht. Ist die Bank niedriger, funktioniert der Beinstrecker nicht mehr, ist die Bank höher, wird das Latziehen negativ beeinflusst usw. Vermutlich ist hier die goldene Mitte gewählt worden. Schätzungsweise ist die optimale Körpergröße in einem Bereich von 1,70 – 1,80m.
Stark ankreiden muss ich die Ergonomie des Beinstreckers. In der vorgeschlagenen Konfiguration drücken die Knie stark durch und die Hüfte liegt nicht auf. Das führt bei falscher Ausführung zu Rückenschmerzen und Knieschmerzen. Bei „Tipps ... [weiter lesen]